rosenheim, 1.mai 2023

foto-tour mit angelika in rosenheim. der wettergott scheint uns diesmal gewogen, großes regenfenster mit zeitweise sonnenlicht. freies flanieren diesmal. "schaun wir , was wir finden" sagt angelika. wie recht sie hat. und schön gesagt dazu: wir schauen, was wir finden. oder umgekehrt: wir finden (nur), wenn wir schauen, also die augen auf machen, offen sind für die "vögel des zufalls" (m.kundera). leider finde ich in letzter zeit immer weniger, wenn ich alleine flaniere.

offen gesagt hätte ich auch auf dieser tour (alleine) wenig gefunden. aber dann ist es halt doch der andere, der stehenbleibt, sich vertieft in einen anblick- und ich frage mich, was sie da sieht. bis es klick macht, ich die kamera nehme, probiere und plötzlich feststelle: klar, genau das, dass ich das vorher nicht gesehen habe...

am ende, als wir uns die bilder im cafe ansehen, das thema: quer und quadrat. angelika als exklusive quadrat-fotografin, bei mir fast ausschließlich querformat.

ich habe der versuchung (angelika hatte angeboten, mir ihre zweitkamera zu leihen),  mich in quadratischem format auszuprobieren,  widerstanden.  so ist der direkte vergleich, wenn wir das gleiche sujet fotografieren, viel spannender. auch in der hinsicht, welches format nun besser geeignet, förderlicher für abstrakte sujets ist. am ende ist die frage völlig offen.



 miesbach, 11.april 2023

zurück aus dem frühen sommer in levanto/ligurien. dort wieder neue bilder, die ersten seit der letzten foto-tour im februar.

in levanto das frühe sommerlicht, smaragdgrünes meer wie auf postkarten. bei den ausflügen nach la spezia und ins hinterland leider wolkenlicht.

ein paar neette bilder, wie ich sie auch zuhause mache, wand- oder fassadenbilder, stillleben. auch andere, wie es sie nur dort zu finden/sehen gibt. die kleine serie mit bögen und arkaden hat sich jedoch erst im nachhinein ergeben. andererseits ist es sicher kein zufall, wenn man daran denkt, welche bedeutung arkaden und schatten in südlichen städten spielen. das zentrum von la spezia etwa ist ganz von mächtigen arkaden durchzogen. in dem kleinen ort varese/lig. im hinterland, das auf halbem weg zum passo di cento croci liegt, besteht das mittelalterliche zentrum ganz aus einem labyrinth aus arkaden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



miesbach, 18.april 2023

 contardi benedetta. ich habe lange gezögert zu fotografieren auf diesem friedhof in monterosso mare. ein großartiger ort auf einem felsen hoch über dem meer. der friedhof liegt neben einem aufgegebenen kapuzinerkloster. große stille, blick über das türkisfarbene meer.

das grab der benedetta contardi war mir sofort aufgefallen- eine aparte junge frau, die scheinbar alleinstehend gelebt hatte und früh verstorben ist. sie ist keine vedova, man trauert nicht mit affetto um sie, statt der "tuoi cari" heißt es nur lapidar: la famiglia.

ich habe das bild ihrer grabplatte mit den beiden olivenbäumen, die neben dem portal der abteikirche stehen, eingerahmt.



miesbach, 20.februar 2023

shooting in münchen. termin und location diesmal gut gewählt. am freitag am fjs-flughafen. der flughafenbetrieb war wg. eines streiks von verdi geschlossen, alle flüge wie an einigen anderen flughäfen gecancelt. ideale bedingungen also für eine kleine fototour. hatte mir allerdings mehr versprochen- wenn man nicht nur architektur-fotos oder atmosphärische bilder von menschenleeren flughafen-räumen machen will. am ende dann doch einige gute sujets. vielleicht ist es schon eine deformation professionelle oder einfach gewohnheit, dass  ich keine reinen abstrakten bilder von räumen mehr machen will, sondern sie immer öfter in farbflächen bearbeite und verfremde.

am tag darauf dann wieder in der pinakothek der moderne. dort genau das gegenteil zum flughafen: tolle sujets oder architekturdetails springen dich mit jedem meter regelrecht an.  wohin man auch schaut: großartige perspektiven, fluchten, formenspiele. es ist ja nicht das erste mal, dass ich hier fotografiere, aber das reservoir an interessanten bildern scheint unerschöflich. allerdings merke ich auch hier, dass mich allein die fotos- strukturen, flächen, formen an sich, immer wenger interessieren. stattdessen vor allem: form und farbe.

 

 



augsburg, 27. januar 2023

seit einigen tagen schnee, eiszeit, der winter krallt sich fest.

keine guten tage für fotos, erst recht nicht in der vorstadt, wo wintertage meist viel grauer sind als in der kleinen stadt am alpenrand.

vor ein paar tagen spät am abend ein bild, von dem ich dachte, es könnte ein gutes foto geben: eine triste tischtennisplatte auf dem verlassenen und tristen spielplatz neben der noch tristeren bus- und tram-endstation an der evangelischen kirche. trotz oder vielleicht in dieser tristesse ein schönes bild, dachte ich: in diesem spärlichen licht, das von der beleuchtung der endstation herüberfiel und mit der hauchdünnen schneedecke hatte die ganze szenerie etwas versöhnliches.

am nächsten vormittag jedoch war jeder charme und jede versöhnlichkeit verflogen, die tischtennisplatte stand da in ihrer ganzen erbärmlichen vorstadttristesse, im hintergrund als kulisse die betonmauer mit den lichtfenstern und den klettergriffen, tausendfach mit hochgradig fantasievollen graffitys, zahlencodes und ebenso fantasievollen parolen: fuck cops- besprayt.

ich hätte die kamera besser zuhause gelassen. schlich dann doch immer wieder um die tischtennisplatte herum, machte eine ganze reihe bilder, aber da war nichts zu machen, das gab nichts her, das war als foto noch um einiges  trister als die reale szenerie. dass ich dann noch details der kritzeleien und der lichtfenster, die ich vor einigen jahren schon mal gemacht hatte, fotografierte, war mehr aus verzweiflung als aus überzeugung.

am nächsten tag, um diese grauen tage nicht ganz tatenlos vorbeigehen zu lassen, ein paar versuche, einige bilder in der bearbeitung zu retten.

mit mehreren schichten übermalung schälten sich doch ein zwei ganz brauchbare fotos heraus. und schließlich auch das bild mit der tischtennisplatte, anders zwar, als ich es am vorabend gesehen hatte, aber doch jetzt nahe an der vorstellung, wie das bild hätte aussehen können.

und damit einmal mehr die erfahrung, dass eine unmittelbare umsetzung einer visuellen erfahrung meistens nicht funktioniert; dass es einer wie auch immer gearteten formalen gestaltung bedarf, um die ursprüngliche erfahrung zu vermitteln.

 

 



miesbach 11.januar 2023

tauwetter, frühling, nicht im osten, wo der krieg weitergeht- aber hier. wo seit ende dezember frühlingshafte temperaturen herrschen.

erste fotoausflüge im neuen jahr. auch eine große ausstellung in augsburg im glaspalast: herlinde koelbl, metamorphosen, werden und vergehen.

koelbl hat vor allem langzeit-studien mit politikern gemacht, spuren der macht. inzwischen ist die große dame der deutschen fotografie 80 jahre alt. und natürlich hat sie auch andere als portrait-fotos gemacht. zuletzt 10 jahre lang naturbetrachtung in allen ländern der welt, deren ergebnis sie in der ausstellung in augsburg zeigt.

sehr gespannt also und neugierig auf ihre sicht der natur, ihre interpretation der vergänglichkeit.

aber bald dann auch enttäuscht, obwohl die bilder schön sind, interessant, manche wirklich beeindruckend, aber vor allem wegen der monumentalen formate: eine hand voll welke tulpen in 2 x 3 m ist schlicht immer umwerfend.

einen großteil der bilder aber fand ich nicht anders und besser als amateur-fotografien in der fotocommunity. das liegt wahrscheinlich am konzept, das allein auf die bildkraft des sujets, die morbide schönheit des verfalls, setzt. die sieht man in vielen, teilweise anmutig schönen bildern in allen variationen, farben und formaten. aber eben nicht mehr.

wir waren einen tag später am friedhof. der nachtfrost hatte die letzten blumen am grab teilweise mumifiziert: die äußeren blätter der rosen waren vergilbt und welk, im kern aber hatten sich ihre leuchtenden farben erhalten. ich habe sie mitgenommen und zuhause im garten ein paar  metamorphosen-bilder gemacht.